& Engelhardt 2001).
Die Nutzer verschaffen sich auf diese Weise
einen schnellen Überblick über den Inhalt
eines Angebots. Dabei
wandern die Blicke häufig von der Seitenmitte
zuerst zur Navigationsleiste hin, noch bevor
Bilder oder Werbebanner wahrgenommen werden,
obwohl gerade diese in der Regel sehr aktivierungsstark
gestaltet sind.
Diese
typische Blicksequenz - Seitenmitte
->Navigationsleiste - ist vor allem auf
solchen Seiten zu beobachten, auf denen
sich die Navigationsleiste am linken Seitenrand
befindet. Und: Gerade erfahrene Webnutzer
zeigen diesen Blickverlauf.
Eine
mögliche Erklärung hierfür liegt in der
Aktivierung innerer Bilder zum Aufbau von
Webseiten. Erfahrene Webnutzer und Webnutzerinnen
haben gelernt, dass Navigationsleisten bzw.
-elemente häufig am linken Rand platziert
sind und dass diese zielführende Hinweise
bereitstellen. Vornehmlich beim Besuch einer
unbekannten Seite wird dieses innere Bild
(sog. Webseiten-Schema) aktiviert und führt
dann dazu, dass der Blick an den linken
Seitenrand wandert. Man spricht von einem
schemagesteuerten Blickverlauf (siehe dazu
Silberer, Wilhelm & Engelhardt 2001).
Fraglich
ist, wie detailliert Webseiten-Schemata
ausgebildet werden. D.h., ob Webnutzer konkrete
Vorstellungen über die Platzierung einzelner
Seitenelemente (wie z.B. Kontakt-/ Impressum-Link,
Hilfe-Link, Link zu einer Sitemap, Suchfunktion)
haben. Um diese Fragestellung zu beantworten,
haben wir eine explorative Untersuchung
durchgeführt. Dabei wurden erfahrene Webnutzer
/ -innen, die das Medium intensiv nutzen
(Heavy-User), befragt.
Webseiten-Schemata
bei erfahrenen Webnutzern - Ergebnisse einer
explorativen Untersuchung
An der Untersuchung - angelegt als explorative
Online-Befragung - nahmen insgesamt 52 Personen
teil. Diese wurden über das Online-Access-Panel
der eResult GmbH akquiriert. Bei den Untersuchungsteilnehmern
handelte es sich um erfahrene Heavy-User
(mind. drei Jahre Weberfahrung). Präsentiert
wurde den Testpersonen eine Graphik einer
in 20 Felder/ Zellen unterteilten, inhaltsleeren
Webseite (Homepage). Wobei unterschieden
wurde zwischen einem beim Seitenaufruf sofort
sichtbaren und nicht sofort sichtbaren Seitenbereich
(siehe Abb. 1). Die Zellen 13-20 waren demnach
nur durch Scrollen einsehbar. Um die Unterscheidung
deutlich zu machen war der sofort sichtbare
Bereich (Zellen 1-12) grau unterlegt.
Abbildung.
1:
Flächenaufteilung/ Ausschnitt aus dem Frageboge

sofort
sichtbarer Bereich (grau unterlegt)
Quelle:
eresult GmbH
Anhand
dieser Graphik sollten die Testpersonen eine
für sie typische Zuordnung ausgewählter Seitenelemente
vornehmen, dabei aber an keine konkrete Seite/Homepage
denken. Folgende Elemente sollten zugeordnet
werden:
- FAQ-Link
- Impressum-Link
- Produktkatalog
- Feedback-Link
- Kontakt-Link
- Sitemap
- Gästebuch/
Forum
- Link
zu einer anderssprachigen Site
- Suchfeld/
Suche
- Guided-Tour-Verweis
- Link
zur Ansicht einer Textversion der Site
- Warenkorb
-
Hilfe-Link
- LogIn-Feld
- Wir
über uns-Link
- Home-Link
- Newsletter-Link
Die
Untersuchungsteilnehmer sollten nur diejenigen
Elemente zuordnen, die sie kannten und die
aus ihrer Sicht typisch für eine Homepage
sind. Einer Zelle konnten auch mehrere Elemente
zugewiesen werden.Die
Elemente konnten nicht zwischen zwei oder
gar vier Zellen platziert werden.
Zentrale
Ergebnisse
Im linken und im oberen Seitenbereich werden
die meisten der vorgegebenen Homepageelemente
erwartet. Zu den untypischen, d.h. auf einer
Homepage nicht erwarteten Elementen zählen
für viele der Testpersonen ein Link zur
Ansicht einer Textversion einer Site (für
40% kein typisches Seitenelement), ein Link
zu einer Guided Tour (33%) sowie ein Feedback-Link
(21%). Wenn jedoch eine Positionierung für
diese Elemente genannt wurde, dann lag diese
meist im linken Seitenbereich.
Typische
Platzierungserwartungen für den sofort sichtbaren,
rechten oberen Seitenbereich sind ein Hilfe-Link
(von 23% der Befragten in der Zelle 4 erwartet)
und ein Warenkorb-Link (31%). Interessant
ist, dass ein Viertel der Testpersonen den
Hilfe-Link rechts oben erwartet, dort wo
bei vielen Softwareprodukten (z.B. MS-Office
Paket) dieser ebenfalls angeboten wird.
Von
62% der befragten Personen wird ein Home-Button
im oberen, linken Seitenbereich erwartet
(in Zelle 1). Eine Sitemap befindet sich
für 21% der befragten Personen am linken
Seitenrand (in Zelle 9).
Eine Suchfunktion wird im oberen, linken
Bereich erwartet (für 23% der befragten
Personen typischerweise in Zelle 5, für
19% in Zelle 2). 27% erwarten einen FAQ-Link
ebenfalls am linken Seitenrand (in Zelle
9). Ein Newsletter-Link wird von 17% in
Zelle 5 platziert, ebenso wie ein Verweis
zum Produktkatalog (25%) und ein LogIn-Feld
(27%). 37% erwarten einen Forum- oder Gästebuch-Verweis
in Zelle 9. Ein "Wir über uns"-Link wird
von 23% der Testpersonen im oberen, linken
Bereich einer typischen Homepage erwartet
(in Zelle 5).
Im
unteren, nur durch Scrollen sichtbaren linken
Seitenbereich wird ein Link zum Impressum
von einem Drittel der Testteilnehmer erwartet
(in Zelle 17). Für den Kontakt-Link gibt
es keine einheitliche Platzierungserwartung,
auch nicht hinsichtlich des Seitenbereichs.
Die
Studie hat somit gezeigt, dass erfahrene
Nutzer relativ konkrete und einheitliche
Vorstellungen von der Anordnung zentraler
Seitenelemente ausgebildet haben (siehe
Abb. 2).
Abbildung
2: Anordnung typischer Seitenelemente - schemakonforme
Homepagegestaltung

Anmerkung:
Die Nummern geben die Zellennummern an (siehe
dazu Abb. 1).
Quelle:
eresult GmbH
Implikationen für die Gestaltung von
Websites
Es ist sicherlich ratsam zentrale Seitenelemente
schemakonform zu platzieren (siehe dazu
Abb. 2). Dies gilt v.a. für zielführende
Elemente, wie z.B. Navigationsleisten, Links
zu einer Sitemap oder eine internen Suchfunktion.
Auf
diese Weise sollte ein nicht unerheblicher
Beitrag dazu geleistet werden können, daß
eine Website als nutzungsfreundlich beurteilt
wird. Gerade bei einem Erstbesuch wird sich
der Nutzer sofort "heimisch" fühlen. Die
Wahrscheinlichkeit einer Desorientierung
kann reduziert werden.
Aber:
Auch schemainkonforme Webseiten können ihren
Reiz haben und den User vielleicht zu einem
erkundenden Suchverhalten motivieren. Gerade
unterhaltungsorientierte Webseiten sollten
sich u.E. nicht zwingend an einer "konformen
Webseitengestaltung" orientieren. Hier besteht
sicherlich Spielraum für Experimente. Auf
informationsorientierten Special-Interest-Sites
sollten dagegen die vorliegenden Erkenntnisse
zum schema- / erwartungskonformen Webseitenaufbau
weitestgehend berücksichtigt werden.
zur
eresult GmbH:
Die
eResult GmbH ist ein international tätiges
Markforschungs- und Beratungsunternehmen,
das sich auf das Usability-Testing von Websites
und mobilen Diensten, sowie Werbewirkungsstudien
und Werbemittelpretests für interaktive
Werbeformen spezialisiert hat. Auch die
Durchführung von Online-Umfragen gehört
zum Leistungssprektrum der eResult GmbH.
Das in 2000 gegründete Unternehmen bedient
mit 10 Mitarbeitern namhafte Kunden wie
BMW, ePlus, Tomorrow Focus, 1&1 Internet,
G+J Travelchannel, Kaufhof Gruppe, Rewe
Travel New Media u.a.
URL:
http://www.eresult.de
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